Was ist Schmerz

Was ist Schmerz?

Schmerzen gehören zum Leben dazu – und sie haben ursprünglich eine sehr wichtige Funktion: Sie sollen uns warnen und unsere körperlichen Grenzen schützen. Schmerz hilft uns, Gefahren zu erkennen, uns zu schonen und die Heilung zu unterstützen. In seiner ursprünglichen Rolle ist Schmerz also ein nützlicher Helfer, der unser Überleben sichert.

Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Bevor eine Behandlung sinnvoll begonnen werden kann, ist es entscheidend zu verstehen, um welche Art von Schmerz es sich handelt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akutem und chronischem Schmerz:

  • Akuter Schmerz tritt plötzlich auf, meist als direkte Folge einer Verletzung oder Erkrankung. Zum Beispiel spürt man beim Schneiden in den Finger sofort den Schmerz der Wunde. Dieser Schmerz verschwindet in der Regel, sobald die Verletzung verheilt ist.
  • Chronischer Schmerz bleibt bestehen – auch wenn die ursprüngliche Verletzung oder Erkrankung längst geheilt ist. Der Schmerz verliert seine Schutzfunktion und wird selbst zur eigenständigen Erkrankung.

Chronischer Schmerz kann entstehen, wenn ein akuter Schmerz zu lange unbehandelt bleibt – aber auch ohne klar erkennbare Ursache fortbestehen. Unser Nervensystem entwickelt dann eine Art „Schmerzgedächtnis“: Es sendet Schmerzsignale, obwohl kein körperlicher Schaden mehr vorhanden ist.

Warum ist diese Unterscheidung wichtig?

Eine erfolgreiche Schmerzbehandlung hängt wesentlich davon ab, zu verstehen, welcher Schmerzmechanismus vorliegt. Akute Schmerzen brauchen eine andere Herangehensweise als chronische Schmerzen. Während bei akuten Schmerzen die Beseitigung der Ursache im Vordergrund steht, zielt die Behandlung chronischer Schmerzen darauf ab, das Nervensystem neu zu trainieren und die Schmerzverarbeitung nachhaltig zu verändern.

Unser Ansatz

Viele Menschen mit chronischen Schmerzen fühlen sich missverstanden oder alleingelassen. Besonders dann, wenn die Ursache ihres Schmerzes nicht (mehr) im Körper zu finden ist. Wichtig ist es zu verstehen: JEDER Schmerz ist real – und Veränderung ist möglich.

Wir unterstützen Sie dabei, Ihren Schmerz besser zu verstehen, Sicherheit aufzubauen und neue Wege zu finden, den Schmerz zu beeinflussen.


Schmerz ist nicht gleich Schmerz – die drei Schmerzmechanismen

Um Schmerzen richtig zu behandeln, muss man sie verstehen.

Nicht jeder Schmerz entsteht auf dieselbe Weise – und je nach Mechanismus braucht es unterschiedliche Therapieansätze.

1. Nozizeptiver Schmerz – der klassische „Verletzungsschmerz“

Nozizeptiver Schmerz entsteht, wenn Gewebe im Körper tatsächlich geschädigt oder gereizt wird.

  • Beispiele sind Verletzungen, Verbrennungen, Verstauchungen, Knochenbrüche, Prellungen oder Entzündungen.

Hier melden Schmerzrezeptoren („Nozizeptoren“) eine reale Verletzung oder Gefahr an das Gehirn.

Typische Merkmale:

  • Gut lokalisierbar
  • Oft stechend, pochend, drückend oder ziehend
  • Reagiert meist gut auf klassische Schmerzmittel

Behandlung:

Ziel ist es, die Ursache zu behandeln (z. B. durch körpereigene Heilung, Schonung oder gezielte physiotherapeutische Therapie).


2. Neuropathischer Schmerz – Schmerz durch Nervenschädigung

Neuropathischer Schmerz entsteht, wenn das Nervensystem selbst beschädigt ist, zum Beispiel durch:

  • Akute Bandscheibenvorfälle
  • Nervenverletzungen
  • Diabetes (diabetische Polyneuropathie)
  • Gürtelrose (Herpes zoster)

Die Schmerzen sind hier eine Folge der Nervenverletzung.

Typische Merkmale:

  • Brennend, stechend, kribbelnd, „elektrisch“
  • Oft begleitet von Taubheit oder Überempfindlichkeit
  • Häufig in der Nacht stärker als am Tag
  • Kann sehr belastend und hartnäckig sein

Behandlung:

Hier kommen neben klassischen Therapien auch spezielle Medikamente oder gezielte Nervenbehandlungen (Injektionen, Elektrostimulation, Capsaicin-Pflaster) zum Einsatz.


3. Noziplastischer Schmerz – Schmerz durch ein überaktives Nervensystem

Noziplastischer Schmerz ist eine neue wissenschaftliche Schmerz-Kategorie, die 2017 von der International Association for the Study of Pain (IASP) eingeführt wurde (Schmidt et al., 2023). Dieser Begriff beschreibt Schmerzen, die nicht durch eine akute Verletzung, Entzündung oder durch eine Schädigung der Nerven verursacht werden.

Beim noziplastischen Schmerz liegt eine Fehlverarbeitung von Reizen im zentralen Nervensystem vor. Das bedeutet: Obwohl im Körper selbst keine Gewebeschäden oder aktiven Entzündungen (mehr) vorhanden sind, erzeugt das Nervensystem weiterhin Schmerz (Fitzcharles et al., 2021).

Typische Kennzeichen:

  • Allodynie (unangenehme oder schmerzhafte Reaktion auf harmlose Reize) und Hyperästhesie (stark schmerzhafte Reaktion auf leichten Schmerzreiz)
  • Häufig schlecht lokalisierbar, wechselt oft in Intensität und Lokalisation.
  • Weitere häufige Beschwerden sind Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und emotionale Symptome wie Angst oder depressive Verstimmungen.
  • Keine klassischen bildgebenden Befunde: MRT, CT oder Röntgen zeigen meist keine korrelierenden Pathologien.
  • Schmerz wird durch Emotionen, Stress oder Gedanken beeinflusst: Emotionale und kognitive Faktoren spielen eine zentrale Rolle.
  • Erkrankungen wie Fibromyalgie, chronische Rückenschmerzen (Lendenwirbelsäule und Nacken), chronisches Beckenschmerzsyndrom, Spannungskopfschmerzen, CRPS oder Reizdarmsyndrom gehören häufig zu diesem Spektrum.

Was passiert im Körper?

  • Im Gehirn und Rückenmark sind die Schmerz-Verarbeitungssysteme überaktiv.
  • Schutzmechanismen, die normalerweise Schmerz dämpfen sollten (z. B. durch den präfrontalen Kortex und Hirnstamm), sind geschwächt.
  • Bestimmte Hirnnetzwerke wie das Default Mode Network (DMN) und Strukturen wie die Amygdala (Angstzentrum) zeigen bei Betroffenen veränderte Aktivierungsmuster.

Warum ist das wichtig? Noziplastischer Schmerz spricht weniger gut auf klassische Schmerztherapien wie Entzündungshemmer, Spritzen oder Operationen an. Stattdessen zeigen neue Therapieansätze, die auf Schmerzedukation, kognitive Umstrukturierung und achtsame Bewegung setzen, deutlich bessere Erfolge.

Behandlung: Hier steht nicht die reine Schmerzunterdrückung im Vordergrund, sondern das „Neulernen“ im Nervensystem – z.B. durch Pain Science Education, Pain Reprocessing Therapy (PRT), Bewegung, Entspannung und gezielte kognitive und emotional fokussierte Methoden. In vielen Fällen kann dieser Schmerz verlernt werden.

Kurze Zusammenfassung

Schmerzen können aus Verletzungen entstehen, aus Nervenschäden – oder weil das Nervensystem zu sensibel geworden ist.
Verstehen wir den Mechanismus, können wir gezielt helfen.


Für wen ist unsere Praxis da?

Wir behandeln Menschen mit chronischen Schmerzen unterschiedlichster Ursache.  Hier finden Sie eine Auswahl häufig behandelter Beschwerdebilder:

Rücken- und Nackenschmerzen

Rücken- und Nackenschmerzen: Mehr als ein körperliches Problem

Etwa 85–90 % aller chronischen Rückenschmerzen lassen sich nicht auf eine eindeutig strukturelle Ursache zurückführen (Maher et al., 2017 ; Foster et al., 2018, Schubiner et al., 2024). Es liegt also keine Bandscheibenruptur, kein Tumor, keine Fraktur oder Entzündung vor, die das Schmerzgeschehen allein erklären könnte. Stattdessen handelt es sich bei der überwiegenden Mehrheit um sogenannte noziplastische Schmerzen – Schmerzen, die durch eine veränderte Schmerzverarbeitung im Nervensystem entstehen.

Diese Form des Schmerzes entsteht nicht „im Rücken“, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren: muskuläre Verspannung, Schonhaltung, Stress, Angst vor Bewegung, berufliche Belastung, emotionale Konflikte, mangelnde Erholung – all das kann das Nervensystem so sensibilisieren, dass es auch ohne akute Gewebeschädigung Schmerz signalisiert.

Entsprechend reicht es nicht aus, nur den Körper zu behandeln – etwa mit Medikamenten, Injektionen oder Physiotherapie. Diese Maßnahmen können kurzfristig Linderung bringen, führen aber selten zu nachhaltiger Besserung, wenn die tieferliegenden Ursachen unberücksichtigt bleiben.

Eine wirksame Therapie muss dort ansetzen, wo Schmerz entsteht und verarbeitet wird: im Gehirn, im Verhalten, im Erleben. Multimodale Ansätze, die Aufklärung (Pain Science Education), Bewegung, psychologische Unterstützung und individuelle Strategien zur Stressbewältigung kombinieren, gelten heute als evidenzbasiert und leitliniengerecht – und geben vielen Menschen ihr Vertrauen in den eigenen Körper zurück.

Und genau so behandeln wir in der Schmerztherapie an der Hohenluft.

Wir kombinieren moderne neurobiologische Schmerzmodelle mit erfahrungsorientierten Therapieansätzen: Pain Reprocessing Therapy (PRT), Pain Science Education, körperorientierte Verfahren, emotionale Prozessarbeit, gezielte Aktivierung und multimodale Strategien zur Selbstregulation. Unser Ziel ist nicht nur Schmerzlinderung – sondern Veränderung auf neuronaler, psychischer und körperlicher Ebene.


Fibromyalgie

Fibromyalgie ist mehr als nur Muskel- und Gliederschmerzen. Viele Betroffene erleben neben körperlichen Beschwerden auch tiefe Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme („Fibro-Fog“) und vegetative Symptome. Noch belastender ist oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden – weder im Umfeld noch in der medizinischen Versorgung.

Die Diagnose wird häufig spät gestellt. Und selbst dann hören viele: „Da kann man nichts machen.“ Das ist falsch – und entmutigend.

Fibromyalgie ist real, schmerzhaft – und behandelbar.

Neuste Erkenntnisse der Schmerzforschung zeigen: Die Symptome entstehen durch eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem, nicht durch Einbildung oder Versagen (Häuser et al., 2025). Mit fundierter Aufklärung, neurobiologisch basierten Verfahren wie der Pain Reprocessing Therapy, gezielter Bewegung, Entspannung und psychologischer Begleitung lässt sich das System wieder beruhigen – Schritt für Schritt.

Ein vielversprechender Therapieansatz bei Fibromyalgie ist die Emotional Awareness and Expression Therapy (EAET) (Maroti et al., 2025). In diversen Studien ( u.a. Lumley et al., 2019) konnte gezeigt werden, dass gezielte emotionale Verarbeitung – insbesondere von zurückgehaltenen oder konflikthaften Gefühlen – bei vielen Betroffenen zu einer deutlichen Reduktion der Schmerzintensität und Verbesserung der Lebensqualität führen kann. Chronischer Schmerz kann in manchen Fällen ein Ausdruck ungelöster emotionaler Belastung sein – so dass eine Schmerzverbesserung möglich wird, wenn diese Emotionen bewusst wahrgenommen, verstanden und ausgedrückt werden dürfen.

In der Schmerztherapie an der Hohenluft nutzen wir solche emotionsbasierten Methoden (Expressives Schreiben, EAET), wenn deutlich wird, dass hinter dem Schmerz auch nicht-verarbeitete emotionale Prozesse stehen. Dabei geht es nie um Schuld oder Psychologisierung, sondern um das Angebot, dem Schmerz auch auf dieser Ebene Raum und Resonanz zu geben – mit Struktur, Sicherheit und therapeutischer Begleitung.

Veränderung ist möglich. Nicht über Nacht. Aber mit Klarheit, Struktur und Mitgefühl.


Bauch-, Becken- und Unterleibsschmerzen

Chronische Schmerzen im Bauch- und Beckenbereich sind häufig – und häufig schwer greifbar. Sie betreffen häufig Frauen (aber auch Männer!), werden aber oft nicht eindeutig einer Ursache oder Fachdisziplin zugeordnet. Viele Patient:innen erleben eine lange Odyssee, fühlen sich unverstanden oder allein gelassen.

Dabei sind die Beschwerden real – und in der Regel komplex: Sie können zyklusabhängig, stressassoziiert oder funktionell bedingt sein. Häufige Auslöser sind z. B. Reizdarm, Endometriose, Verklebungen nach Operationen, muskuläre Verspannungen, aber auch vegetative Dysregulation oder emotionale Belastung, die sich körperlich niederschlägt.

Wir hören zu, nehmen Ihre Beschwerden ernst und suchen mit Ihnen gemeinsam nach einem Erklärungsmodell, das nicht stigmatisiert – sondern verständlich macht, was passiert. Schmerz entsteht nicht nur im Gewebe, sondern im gesamten Nervensystem – und genau dort setzen wir an. Mit Aufklärung, Regulation und Integration.

Denn auch wenn es für diese Beschwerden oft keine einfache Diagnose gibt, so gibt es sehr wohl wirksame Wege, mit ihnen umzugehen – und sie zu verändern.


Spannungskopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerz und Migräne

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten chronischen Schmerzen überhaupt – und doch fühlen sich viele Betroffene damit allein gelassen. Gerade wenn Medikamente kaum noch helfen oder die Anfälle das Leben regelmäßig lahmlegen, wächst die Verzweiflung.

Wir unterscheiden in der Behandlung klar zwischen verschiedenen Formen:

  • Spannungskopfschmerzen entstehen häufig durch muskuläre Anspannung, Fehlhaltungen oder emotionale Dauerbelastung. Sie sind oft dumpf-drückend, beidseitig und können sich über Stunden bis Tage ziehen.
  • Migräne tritt meist anfallsartig auf – oft einseitig, mit Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit oder neurologischen Symptomen wie Sehstörungen. Sie ist mehr als „nur Kopfschmerz“ – sie betrifft das gesamte Nervensystem.
  • Cluster-Kopfschmerzen gelten als eine der heftigsten Schmerzformen überhaupt. Die Attacken treten typischerweise einseitig, bohrend oder brennend im Bereich von Auge, Stirn oder Schläfe auf – begleitet von Symptomen wie Tränenfluss, Nasenlaufen oder Unruhe. Die Schmerzen kommen in Serien („Clustern“) – manchmal mehrfach täglich, oft zur gleichen Uhrzeit. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl, dem Schmerz ausgeliefert zu sein, da herkömmliche Schmerzmittel oft nicht greifen.

Wir nehmen alle Formen ernst – ob regelmäßig, episodisch oder chronifiziert. Unsere Behandlung kombiniert medizinisches Verständnis und leitliniengerechte Medikation mit einem umfassenden Blick auf Trigger, Lebensrhythmus, Schlafqualität, Stressverarbeitung und vegetative Regulation (Henningsen et al., 2022).

Gemeinsam mit Ihnen analysieren wir, was den Schmerz verstärkt – und was ihn beruhigen kann. Denn auch bei Kopfschmerzen gilt: Wer versteht, wie Schmerz entsteht, kann beginnen, ihn zu verändern.

 


CRPS (Komplexes Regionales Schmerzsyndrom)

CRPS ist eine der schmerzhaftesten und komplexesten chronischen Schmerzerkrankungen. Ausgelöst wird es häufig durch eine scheinbar harmlose Verletzung, eine Operation – manchmal sogar durch eine Blutentnahme. Der Schmerz steht dabei oft in keinem Verhältnis zur ursprünglichen Ursache.

Typisch sind Schwellungen, Hautverfärbungen, Temperaturveränderungen, Berührungsempfindlichkeit sowie eine zunehmende Bewegungseinschränkung im betroffenen Bereich.

Viele Betroffene erleben eine lange Phase der Verunsicherung: Die Beschwerden sind schwer einzuordnen, sie passen nicht in vertraute Krankheitsbilder – und sprechen meist kaum auf klassische Schmerzmittel an.

Was wir wissen: Frühe, gezielte Therapie kann entscheidend sein.

Das CRPS wird im ICD-11 den primären Schmerzsyndromen zugeordnet – mit einem überwiegend noziplastischen Schmerzmechanismus. Das bedeutet: Nicht eine anhaltende Gewebeschädigung, sondern eine Fehlverarbeitung im Nervensystem ist zentral. Entsprechend entscheidend ist ein biopsychosozialer Therapieansatz (Ferraro et al., 2024).

In unserer Praxis kombinieren wir leitliniengerecht biomedizinische und medikamentöse Verfahren mit neuroplastisch fundierten Methoden, somatosensorischem Training, funktioneller Aktivierung, Aufklärung, psychotherapeutischen Methoden und enger therapeutischer Begleitung. Ziel ist nicht nur Schmerzreduktion, sondern die Wiederherstellung von Vertrauen in das betroffene Körperteil – Schritt für Schritt.

CRPS ist komplex – aber nicht unbeeinflussbar.


Reizdarmsyndrom und stressassoziierte Bauchschmerzen

Chronische Bauchbeschwerden ohne klare organische Ursache sind nicht nur unangenehm, sondern auch emotional sehr belastend. Es gibt keine sichtbaren Entzündungen oder strukturellen Veränderungen, aber dennoch sind die Schmerzen und Beschwerden real und beeinträchtigen den Alltag. Diese Symptome sind häufig eng verknüpft mit einem überreizten vegetativen Nervensystem, innerer Anspannung oder erlernten Schmerzmustern, die das Nervensystem in einem Zustand ständiger Alarmbereitschaft halten (Hausteiner-Wiehle et al., 2014).

Oft werden diese Beschwerden fälschlicherweise auf eine „Einbildung“ reduziert oder nicht ernst genommen. Dabei ist die enge Verbindung von Darm und Nervensystem schon lange bekannt. Körperliche und psychische Prozesse sind gerade in diesem Bereich besonders eng miteinander verknüpft.

Unsere Behandlung basiert auf der Erkenntnis, dass Schmerz im Bauchbereich sowohl durch physische als auch emotionale Faktoren beeinflusst wird. Wir helfen Ihnen dabei, die inneren Spannungen zu erkennen und zu lösen, das Nervensystem zu beruhigen und den Weg zu einer nachhaltigeren Schmerzkontrolle zu finden.

Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir praktische Strategien und Maßnahmen, um Ihre Beschwerden zu lindern und Ihnen mehr Kontrolle über den Körper zurückzugeben. Dabei kombinieren wir körperorientierte Techniken mit psychologischen Interventionen und Stressmanagement.


Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen

Normalerweise lassen Schmerzen nach einer Operation oder Verletzung mit der Zeit nach. Doch manchmal bleiben sie bestehen – auch wenn alles gut verheilt ist. Das verunsichert viele Betroffene. Denn die Ursache scheint nicht mehr greifbar.

In solchen Fällen ist oft nicht mehr das Gewebe die Schmerzquelle, sondern das Nervensystem selbst. Es hat gelernt, Warnsignale aufrechtzuerhalten – als Schutzreaktion. Manchmal spricht man von einem „Schmerzgedächtnis“.

Typisch ist ein Kreislauf aus Schonung, Anspannung und zunehmender Empfindlichkeit.

Wir helfen Ihnen, diesen Kreislauf zu unterbrechen. Mit erneuter Diagnostik sollte dies notwendig sein, gezielter Aufklärung, sanfter Aktivierung und Verfahren, die das Nervensystem wieder beruhigen. Damit Sie dem eigenen Körper wieder mehr vertrauen können – und Schmerz nicht länger den Alltag bestimmt.


Gesichts- und Kiefergelenksschmerzen (CMD) & atypische Gesichtsschmerzen

Schmerzen im Kiefer-, Gesichts- oder Kopfbereich können sehr belastend sein – gerade weil sie oft nicht eindeutig zuzuordnen sind. Häufige Ursachen sind nächtliches Zähnepressen oder Knirschen, muskuläre Verspannungen oder Fehlfunktionen im Bereich des Kiefergelenks. Man spricht in diesem Fall von einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD).

Typische Begleitsymptome sind Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Nackenschmerzen oder Schwindel. Viele Betroffene durchlaufen mehrere Fachrichtungen und viele verschiedene Interventionen bevor eine wirksame Behandlung erfolgt.

In unserer Praxis betrachten wir CMD im Zusammenspiel von noziplastischen Entstehungsmechanismen (Svensson, 2024; Johnston et al., 2025), Haltung, Emotionen, Nervensystem und funktioneller Belastung – und arbeiten bei Bedarf interdisziplinär mit Zahnmedizin, Physiotherapie und HNO zusammen.

Atypische Gesichtsschmerzen

Daneben gibt es Gesichtsschmerzen, die keiner strukturellen oder nervlichen Ursache zugeordnet werden können – oft dauerhaft, diffus, brennend oder drückend empfunden. Diese sogenannten atypischen Gesichtsschmerzen oder idiopathischen orofazialen Schmerzsyndrome sind besonders herausfordernd: Sie lassen sich nicht durch Bildgebung erklären, treten häufig einseitig auf und sind nicht trigeminusneuropathisch, aber dennoch sehr real.

Viele Betroffene fühlen sich mit diesen Schmerzen nicht ernst genommen oder als „psychisch krank“ abgestempelt.

Wir wissen: Auch wenn die Ursache nicht sichtbar ist, ist der Schmerz echt – und oft Ausdruck eines überempfindlich gewordenen Nervensystems. Unsere Behandlung kombiniert Aufklärung, Regulation, achtsame Körperarbeit und emotionale Verarbeitung – um Schutzreaktionen im Nervensystem abzubauen und neue Wege im Umgang mit dem Schmerz zu ermöglichen.


Schulter-, Knie- und andere Gelenkschmerzen

Chronische Gelenkschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für Einschränkungen im Alltag – beim Gehen, Tragen, Schlafen oder Sport. Häufig zeigen bildgebende Verfahren Veränderungen wie Arthrose oder Reizungen. Doch: Nicht jede Veränderung erklärt die Stärke oder Dauer des Schmerzes.

Es gilt, genau hinzusehen: Können die gefundenen Befunde den Schmerz tatsächlich erklären? Oder sind zusätzlich andere Mechanismen beteiligt – wie etwa eine Überaktivierung des Nervensystems, muskuläre Schonhaltungen oder Schmerzvermeidung durch Angst?

Eine sorgfältige Bestimmung der Schmerzmechanismen ist entscheidend, um die richtige Therapie einzuleiten. Manchmal ist eine Operation die richtige Option – etwa bei struktureller Instabilität oder Blockaden. Doch in vielen Fällen wirken auch funktionelle, noziplastische Anteile, die eine andere Behandlung brauchen.

Ein zentrales Element ist die dosierte Aktivierung. Studien zeigen: Konservative Maßnahmen wie Bewegungstherapie und gezielte Aufklärung sind langfristig genauso wirksam wie invasive Eingriffe. So war z. B. bei degenerativen Meniskusrissen eine Operation nicht effektiver als eine Schein-OP (Sihvonen et al., 2013). Auch bei chronischen Schulterschmerzen zeigte sich kein zusätzlicher Nutzen einer Operation im Vergleich zu strukturierter Physiotherapie (Ketola et al., 2017).

Injektionen mit Kortison oder Hyaluronsäure bieten kurzfristig manchmal Erleichterung. Studien zeigen jedoch, dass wiederholte Kortisongaben den Knorpel schädigen können, ohne langfristigen Nutzen zu bringen (McAlindon et al., 2017). Zudem sind sie für Patient:innen oft mit erheblichen Kosten verbunden.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Aktivierung ist Sicherheit. Denn wer Angst vor Bewegung hat oder befürchtet, etwas „kaputt zu machen“, wird unbewusst weiter vermeiden – und so die Schmerzkreise verstärken. Wir helfen Ihnen dabei, diesen Kreislauf zu durchbrechen – mit gezielter Aufklärung, individuell angepasster Medikation und Aktivierung, sowie Anleitung zu konsequenter Reorganisation Ihrer schmerzbezogenen neuronalen Bahnen. Zusätzlich setzen wir auf ergänzende, wirksame Verfahren wie:

  • Akupunktur, die laut Studienlage Schmerzen und Funktion bei Kniearthrose signifikant verbessern kann (Witt et al., 2005
  • TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation), das v. a. bei bewegungsabhängigen Schmerzen zur Linderung beitragen kann (Johnson, 2021)

Unsere Haltung: Mehr Wissen, weniger Angst – mehr Bewegung, weniger Schmerz. Wir begleiten Sie auf diesem Weg – mit einem realistischen, aber zuversichtlichen Blick auf das, was möglich ist.


Nervenschmerzen: Polyneuropathie, Postzosterschmerz und Trigeminusneuralgie

Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) unterscheiden sich grundlegend von anderen Schmerzarten: Sie entstehen nicht durch eine Verletzung oder Entzündung im Gewebe – sondern durch eine Schädigung oder Fehlfunktion im Nervensystem selbst.

Die Symptome sind vielfältig: Brennen, Stechen, Kribbeln, Taubheit, aber auch Druckschmerz, Berührungsempfindlichkeit oder plötzliche Schmerzattacken. Häufig begleiten diese Schmerzen Schlafstörungen, Erschöpfung und emotionale Überforderung.

  • Polyneuropathien treten meist symmetrisch an Händen und Füßen auf – z. B. bei Diabetes, nach Chemotherapie oder idiopathisch. Typisch ist ein „Socken- oder Handschuhgefühl“, verbunden mit Missempfindungen, Temperaturstörungen oder Gangunsicherheit.
  • Postzosterschmerz (PHN) kann nach einer Gürtelrose bestehen bleiben – oft über Monate oder Jahre. Schon leichte Berührungen oder Wind auf der Haut können starke Schmerzen auslösen (Allodynie). Viele Betroffene ziehen sich zurück – aus Angst vor neuen Schüben oder Schmerzen.
  • Trigeminusneuralgie ist eine besonders belastende Form: kurze, blitzartige Schmerzattacken im Gesicht, ausgelöst durch Kauen, Sprechen oder schon leichteste Reize. Der Schmerz ist kaum vorhersehbar – und führt oft zu hoher Anspannung und sozialem Rückzug.

Wir begegnen diesen Schmerzformen mit einem individuellen, multimodalen Ansatz, der nicht nur auf Medikamente setzt, sondern auch auf:

  • Gezielte Diagnostik (in einigen Fällen kann z.B. eine OP (nach Janetta) bei Trigeminusneuralgie eine Lösung sein)
  • neurobiologische Aufklärung
  • Lokale Techniken (Capsaicin, Lidocain, Infiltrationen)
  • nervensystemorientierte Regulation (z. B. durch achtsame Bewegung, Vagusaktivierung, Entspannung)
  • Ergänzende Verfahren wie TENS, Akupunktur oder sensorisches Training
  • Medikamentöse Optionen – z. B. Antikonvulsiva oder Antidepressiva zur Modulation von Schmerzsignalen

Ziel ist es, Ihr Nervensystem wieder in ein Gleichgewicht zu bringen – und Ihre Lebensqualität spürbar zu verbessern.


Schmerzen nach Infekten (z. B. Post-COVID, EBV, GBS)

Auch nach scheinbar überstandenen Infektionen kann der Körper in einem anhaltenden Alarmzustand verbleiben. Schmerzen, Fatigue, Kreislaufprobleme, sensorische Überempfindlichkeit oder kognitive Einschränkungen („brain fog“) sind typische Folgen – oft ohne auffällige Laborwerte oder sichtbare Gewebeschäden.

Viele Betroffene hören: „Da ist nichts.“ – und fühlen sich unverstanden oder stigmatisiert.

Dabei ist heute klar: Diese Beschwerden sind real – und biologisch messbar.

Forschungen zeigen bei vielen Patient:innen mit Postinfektsyndromen wie Long COVID, Post-EBV-Zuständen oder GBS:

  • Veränderungen der mitochondrialen Funktion, also der zellulären Energiegewinnung
  • anhaltende neuroinflammatorische Prozesse
  • Störungen im autonomen Nervensystem
  • veränderte Aktivierungsmuster in Hirnregionen, die Schmerz, Immunantwort und Stressregulation verarbeiten

Diese Erkrankungen sind nicht rein psychisch – aber auch nicht rein somatisch. Sie entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von Immunsystem, Nervensystem und Psyche – ein neuropsychoimmunologisches Geschehen, das viel erklärt, aber vor allem: Therapieräume eröffnet.

Genau darin liegt die Perspektive: Denn was dynamisch entstanden ist, kann auch dynamisch verändert werden. Weltweit zeigen mittlerweile Tausende von Genesungsverläufen, dass Besserung und auch vollständige Erholung möglich sind – wenn man gezielt ansetzt: regulierend, verstehend, strukturiert und mit echter Zuwendung.

Wichtig ist: Diese Symptome sind real, körperlich messbar – und behandelbar. Neue Studien zeigen, dass dabei weder eine rein somatische noch eine rein psychische Erklärung ausreicht. Vielmehr handelt es sich um komplexe neuroimmunologische Störungen, bei denen Mitochondrienfunktion, autonome Regulation, Stresssystem und Immunsystem aus dem Gleichgewicht geraten können (z. B. BMJ 2025;389:r977, Gartner et al.).

Zugleich beeinflussen Erfahrungen, Erwartungen und Stressverarbeitung die Wahrnehmung und Regulation dieser Symptome entscheidend – und bieten damit Spielräume für Veränderung und therapeutischen Einfluss. Die aktuelle Forschung betont einen biopsychosozialen Ansatz, der Körper und Psyche integriert und zeigt, dass auch schwere Verläufe nicht irreversibel sein müssen (Oslo Chronic Fatigue Consortium, Scand J Prim Health Care 2023;41).

Wir stehen für ein klares Verständnis: Nicht psychosomatisch im abwertenden Sinne. Nicht unheilbar. Sondern ernstzunehmend, behandelbar – und oft überraschend veränderbar.

Unser Ansatz umfasst u.a.:

  • Aufklärung über die zugrunde liegenden biologischen und psychischen Prozesse
  • vegetative Stabilisierung und Pacing
  • achtsame körperliche Aktivierung ohne Überforderung
  • emotionale Entlastung und therapeutische Begleitung auf Augenhöhe

Chronische Schmerzen ohne klaren Befund („funktionell“)

Keine Entzündung. Kein struktureller Schaden. Keine sichtbare Ursache. Und trotzdem Schmerzen.

Für viele Betroffene ist diese Diagnose eine Enttäuschung – oder sogar eine Kränkung. Denn obwohl alle Untersuchungen unauffällig sind, bleibt der Schmerz real, belastend und oft unerklärlich.

Dabei wissen wir heute: Auch ohne Gewebeschaden kann das Nervensystem dauerhaft in einen Alarmzustand geraten – z. B. nach Stress, Verletzungen, Infektionen oder Überlastung. Es entsteht ein sogenannter noziplastischer Schmerz, bei dem die Schmerzverarbeitung selbst verändert ist. Das Gehirn bleibt auf „Gefahr“ programmiert, obwohl keine körperliche Bedrohung (mehr) besteht.

Das bedeutet nicht, dass Sie sich den Schmerz „einbilden“. Es bedeutet, dass Ihr Nervensystem gelernt hat, Schmerz zu produzieren – auch ohne äußeren Reiz. Und genau dieses Lernen lässt sich auch umkehren.

In unserer Praxis setzen wir auf moderne Verfahren wie Pain Reprocessing Therapy (PRT), Emotional Awareness and Expression Therapy (EAET) und Pain Science Education, um Dir zu helfen:

  • die Hintergründe Deines Schmerzes zu verstehen
  • aus dem Kreislauf von Angst, Schonung und Anspannung auszusteigen
  • Dein Nervensystem Schritt für Schritt zu beruhigen und umzuprogrammieren

Funktioneller Schmerz ist nicht weniger real – er ist anders erklärbar. Und: Er ist behandelbar.

Haben Sie Fragen zur Schmerztherapie? Vereinbaren Sie doch einen Termin:

Termin vereinbaren

Adresse

Hoheluftchaussee 52
20253 Hamburg
www.schmerztherapie-hoheluft.de

Kontakt

Tel.: 040 – 413 505 30
Fax: 040 – 413 505 32
info@schmerztherapie-hoheluft.de

Sprechzeiten

Montag – Freitag      08:00 – 12:00 Uhr
Montag14:00 – 18:00 Uhr
Dienstag  14:00 – 17:00 Uhr
Donnerstag    15:00 – 18:00 Uhr
sowie nach Vereinbarung.